Armutsbetroffene Kinder machen keinen Schüleraustausch. Besonders sozial- und vom Bildungssystem ohnehin benachteiligte Jugendliche finden nur schwer Zugang zu Austauschangeboten. Mit dem Projekt Bildung ohne Grenzen wollen wir dies ändern.
Bildung ohne Grenzen
Ein Modellprojekt für mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit
Christine Orth, Unternehmenskommunikation, 14.02.2023
Für viele junge Menschen ist der Schüleraustausch unerreichbar. Die durchschnittlichen Kosten für ein Auslandsschuljahr im beliebtesten Zielland USA liegen bei 12.000 Euro. Das belegt bereits, dass sich vor allem Kinder von Eltern mit hohem oder mittlerem Einkommen ein Auslandsschuljahr leisten. Jugendlichen aus einkommensschwächeren Haushalten bleibt die besondere Entwicklungsmöglichkeit, die ein Auslandsschuljahr bietet, verschlossen. Sie sind aufgrund der hohen Kosten von einem Gastschulaufenthalt de facto ausgeschlossen.
"Ein längerer Auslandsaufenthalt schon während der Schulzeit ist ein wertvoller Baustein einer erfolgreichen individuellen Bildungsbiografie. Doch auch für die Gesellschaft insgesamt ist ein Schüleraustausch wertvoll: Indem er eine Grundlage dafür schafft, dass junge Menschen unsere globalisierte Welt besser verstehen, kann er zu Frieden und Völkerverständigung beitragen".
Peter Battenberg, Volunta-Geschäftsführer und Initiator des Modellprojektes
Dabei ist ein Jahr im Ausland ein richtiger Turbo für die Persönlichkeitsentwicklung: Jugendliche werden selbstständiger. Sie müssen sich außerhalb der eigenen Familie, der eigenen Kultur und Sprache zurechtfinden und sich neue Netzwerke erschließen. Sie entdecken und entwickeln neue Kompetenzen. Sie lernen ihre Stärken und ihre Grenzen besser kennen. Nicht zuletzt fördert der Schüleraustausch die Sprachkompetenz.
Bislang wird der Schüleraustausch als Gastschulaufenthalt nur ungenügend im Gesetz gewürdigt. Er wird als 'normale' Pauschalreise betrachtet. Dabei müssen gerade einmal drei Merkmale erfüllt sein: Aufenthalt bei einer Gastfamilie im Ausland, regelmäßiger Schulbesuch und Mindestaufenthalt von drei Monaten. Diese Regelung wird der Bedeutung des Schüleraustauschs als Lernort nicht gerecht. Ungleiche Bildungschancen lassen sich hierdurch weder aufheben noch Bildungsversprechen einlösen.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit ist deshalb ein Gesetz zur öffentlichen Förderung des Schüleraustauschs. Als Grundlage dafür hat Volunta ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben. In der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift für öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaft "Die Öffentliche Verwaltung" hat Prof. Dr. Wolfram Cremer, Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht und Europarecht an der Ruhr-Universität Bochum, einen Vorschlag für eine vollumfängliche staatliche Finanzierung des langfristigen individuellen Schüleraustauschs formuliert. Anliegen dieses Gesetzes ist es, dass möglichst viele Schüler/-innen in Deutschland die Chance bekommen, für einige Monate eine Schule im Ausland zu besuchen.
"Die Verabschiedung eines Gesetzes über einen qualitätsorientierten und allgemein zugänglichen Gastschulaufenthalt ist aus bildungspolitischen und sozialpolitischen Gründen sowie zur Gewährleistung von Chancengleichheit geradezu unabweisbar."
Prof. Dr. Wolfram Cremer, Universität Bochum